Anlage 1

Kriegs­ar­ti­kel für die Un­ter-Of­fi­zie­re und ge­mei­nen Soldaten.
Kö­nigs­berg, den 3tn Au­gust 1808. Ge­druckt bei Ge­org De­cker. Kö­nigl. Geh. Ober-Hofbuchdrucker

Un­mit­tel­ba­rer Be­stand­teil der preu­ßi­schen Hee­res­re­form von 1807 bis 1814 war die Neu­fas­sung der Kriegs­ar­ti­kel. Der Kö­nig von Preu­ßen hat­te ver­fügt, die bis da­hin gül­ti­gen Ar­ti­kel umzuarbeiten.

Die Kriegs­ar­ti­kel leg­ten in 57 Ar­ti­keln die Pflich­ten und Rech­te der ge­mei­nen Sol­da­ten und Un­ter­of­fi­zie­re fest. Von be­son­de­rer Be­deu­tung war der Ar­ti­kel 1, wor­in ver­kün­det wurde:

»(…) Da künf­tig je­der Un­terthan des Staa­tes oh­ne Un­ter­schied der Ge­burt, un­ter den noch nä­her zu be­stim­men­den Zeit- und sons­ti­gen Ver­hält­nis­sen, zum Kriegs­dienst ver­pflich­tet wer­den soll, und hier­nach die Ar­mee fast gänz­lich aus Ein­län­dern be­stehen wird; (…)«

Hier spie­geln sich die Scharnhorst´schen Ent­wür­fe der Ver­fas­sun­gen der Re­ser­ve­ar­mee (1807) und der Pro­vin­zi­al­trup­pen (1808) wi­der, in de­nen der § 1 lautete:

»§ 1 Al­le Be­woh­ner des Staa­tes sind ge­bo­re­ne Ver­tei­di­ger desselben«
(Nach 1812 wa­ren hier auch die jü­di­schen Bür­ger Preu­ßens ge­meint – Be­mer­kung Autor)

Im Ar­ti­kel 2 ver­si­chert der Kö­nig von Preu­ßen al­len Sol­da­ten, oh­ne Rück­sicht auf ih­re Ge­burt, sei­ne Fürsorge.
Der Ar­ti­kel 3 war ei­ne der si­gni­fi­kan­tes­ten Ver­än­de­run­gen im preu­ßi­schen Heer seit F. II.

»(…) Es soll kein Sol­dat künf­tig durch Stock­schlä­ge be­traft wer­den […] Eben so fällt die Stra­fe des Gas­sen­lau­fens gänz­lich weg. (…)«
(Vergl. »Er­gän­zun­gen und Ab­än­de­run­gen der Preus­si­schen Ge­setz-Bü­cher«, Hg. Mann­kopff, Nauck, 1836, Bd. 4, S.606)

Trak­tiert wer­den in den nach­fol­gen­den Artikeln
I. Die Dienst­ver­bre­chen,
II. Die ge­mei­nen Verbrechen,
III. Die All­ge­mei­nen Strafbestimmungen.

Da­zu wer­den die Or­di­na­ti­ons­re­geln zu Fra­gen der Un­ter­ord­nung, die Maß­re­ge­lun­gen für das Ver­hal­ten im Krieg, die Dienst­ab­läu­fe und Wa­chen, das Ver­hal­ten auf dem Marsch, im Bi­wak und in der Li­nie, die Fah­nen­flucht, die Maß­re­ge­lun­gen bei ge­mei­nen Ver­bre­chen, das Ver­hal­ten beim Got­tes­dienst, das Ver­hal­ten bei Schlä­ge­rei­en (Not­wehr & Tot­schlag), die Schän­dung der Frau, die Blut­schan­de und So­do­mie, der Ehe­bruch, der Dieb­stahl, die Pass­fäl­schung, die Glücks­spie­le, die Brand­stif­tung und die zu er­war­ten­den Stra­fen er­läu­tert. Für schwe­re Ver­ge­hen wur­de die Her­ab­set­zung im Dienst­ver­hält­nis, Fes­tungs­haft und auch das »Schwert« angedroht.

Die Ar­ti­kel schlie­ßen ab mit der For­de­rung des Kö­nigs nach »ge­hö­ri­ger Be­kannt­ma­chung« der­sel­ben so­wie dem Text der For­mel des Soldateneides.

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