Teil XIX

Die nach 1815 of­fen­sicht­lich er­folg­los ver­lau­fen­de Eman­zi­pa­ti­on der Ju­den in Preu­ßen führ­te na­he­zu zwangs­läu­fig zu ei­ner Iden­ti­täts­kri­se, die so­wohl die christ­li­chen als auch die jü­di­schen Bür­ger Preu­ßens be­traf. Aus­lö­ser des­sen wa­ren vor­ran­gig die wirt­schaft­li­chen Pro­ble­me der über­wie­gen­den Mehr­heit des Vol­kes quer durch al­le Schich­ten. Wie im­mer in der Ge­schich­te wur­den Schul­di­ge ge­sucht. In den be­reits ge­schil­der­ten Hepp-Hepp-Kra­wal­len of­fen­bar­te sich die Su­che nach »dem Schul­di­gen«. Die­se »Su­che« wur­de u. a. von In­tel­lek­tu­el­len wie Ja­kob Fried­rich Fries (*1773; †1843) und Chris­ti­an Fried­rich Ruehs (*1781; †1820) be­feu­ert, die bei­de na­tio­na­lis­tisch, xe­no­phob und ju­den­feind­lich polemisierten.
(Vergl. »Die miss­glück­te Eman­zi­pa­ti­on – We­ge und Irr­we­ge deutsch-jü­di­scher Ge­schich­te«, Hg. J. H. Schoeps, Ge­org Olms Ver­lag, 2010, S. 156)

Be­son­ders per­fi­de sticht hier das Wir­ken ei­nes Vor­läu­fers des spä­te­ren An­ti­se­mi­tis­mus her­vor, der sein Un­we­sen im Ber­lin der Jah­re 1815 bis in die 1820er Jah­re trieb. Die Re­de ist hier von Hart­wig v. Hundt-Ra­dowsky (*1780; †1835), ein mehr als zwei­fel­haf­ter, Ju­den has­sen­der Pu­bli­zist, der um 1819 den »Ju­den­spie­gel« ver­fass­te und ver­öf­fent­lich­te. In die­ser Schrift ver­un­glimpf­te er in 14 Ka­pi­teln jü­di­sche ge­sell­schaft­li­che Schich­ten. In Ka­pi­tel 12 die­ses Wer­kes, »Der Ju­de als Sol­dat«, de­le­gi­ti­miert der Au­tor die jü­di­schen Sol­da­ten, tap­fe­re Kämp­fer für ihr Land ge­we­sen zu sein. So­mit auch die­je­ni­gen, die in den Be­frei­ungs­krie­gen über­wie­gend stand­haft kämpf­ten. Die­ser v. Hundt-Ra­dowsky formulierte:

»(…) Von je­her ha­ben sich die Ju­den nicht durch Muth, aber durch Feig­heit in ih­ren Krie­gen aus­ge­zeich­net. […] Feig­heit ist Grund­zug in dem Cha­rak­ter der He­brä­er und of­fen­bart sich be­son­ders im Krie­ge. […] Da­her soll­te man ih­nen in mi­li­tä­ri­schen Staa­ten am we­nigs­ten das Bür­ger­recht ein­räu­men. […] Sie stre­ben bloß nach glän­zen­dem Me­tall und da­her kann man sie wohl zu Spio­nen, aber nicht zu Va­ter­lands­vert­hei­di­gern gebrauchen. (…)«
(Vergl. »Ju­den­spie­gel« Ein Schand- und Sit­ten­ge­mäl­de al­ter und neu­er Zeit« Hg. H. v. H.-Radowsky, Würz­burg, 1819, S. 133 bis 137,)

Mög­li­cher­wei­se re­flek­tier­ten die Ver­fas­ser der Tex­te zur Ver­ei­di­gung der Ju­den im preu­ßi­schen Kriegs­mi­nis­te­ri­um des Jah­res 1819 auch die­se Schrift.

»Ju­den­spie­gel«
Quel­le: bsb​-muen​chen​.de

Trotz der ge­mein­sa­men Er­leb­nis­se in den Jah­ren der Be­frei­ungs­krie­ge, die über­wie­gend po­si­tiv wa­ren, ent­wi­ckel­ten sich un­ter den preu­ßi­schen Mi­li­tärs Res­sen­ti­ments, um wei­ter be­din­gungs­los jü­di­sche Re­kru­ten ein­zu­be­ru­fen. Hier­bei ging es nicht um den jü­di­schen Re­kru­ten an sich, son­dern eher um die Ab­sicht, »die Ar­mee als Er­zie­hungs­schu­le der Ju­den« zu in­stal­lie­ren. Ziel soll­te es sein, durch Bil­dung, Aus­bil­dung und Er­zie­hung die As­si­mi­lie­rung der Ju­den hin zum Chris­ten­tum zu forcieren.

Adolph Fried­rich Carl Streck­fuß (*1778; †1844), ab 1819 Ober­re­gie­rungs­rat im preu­ßi­schen In­nen­mi­nis­te­ri­um, dem der preu­ßi­sche Mi­li­tär­dienst als ei­nes der wirk­sams­ten Mit­tel galt, um »jü­di­sche Ei­gen­tüm­lich­kei­ten« zu be­sei­ti­gen. Carl Streckfuß . …

»(…) be­ton­te den Wert des Hee­res für die Ju­den als mo­ra­li­sche, hy­gie­ni­sche, päd­ago­gi­sche und po­li­ti­sche An­stalt. Es ha­be nicht nur ei­ne mi­li­tä­ri­sche Ziel­set­zung, son­dern die­ne eben­so zur Be­för­de­rung je­des an­de­ren Staatszweckes. (…)«. 
(Vergl. »Ju­den­tum, Staat und Heer in Preu­ßen im frü­hen 19. Jahr­hun­dert«, Hg. H. Fi­scher, J. C. B. Mohr Tü­bin­gen, 1968, S. 115)

Ähn­li­che In­ten­tio­nen wur­den auch von jü­di­scher Sei­te ver­folgt. Der west­fä­li­sche Rab­bi­ner von Werl, Le­vi La­zar Hell­witz (*1786; †1860), ver­öf­fent­lich­te 1819 ei­ne Schrift, in der er den jü­di­schen Mi­li­tär­dienst nicht nur für mög­lich, son­dern auch für nö­tig hielt .

»(…) Die Ga­ran­tie des Mi­li­tär­diens­tes sah er als eins der ers­ten Mit­tel, die Bil­dung der Ju­den zu er­hö­hen und ihr An­se­hen in der Ge­sell­schaft zu he­ben, die Be­frei­ung da­ge­gen als Stra­fe und Schan­de an. (…)«
(Vergl. »Ju­den­tum, Staat und Heer in Preu­ßen im frü­hen 19. Jahr­hun­dert«, Hg. H. Fi­scher, J. C. B. Mohr Tü­bin­gen, 1968, S. 116)

So wie die­se Ge­dan­ken auch in preu­ßi­schen Re­gie­rungs­stel­len teil­wei­se ge­teilt wur­den, ent­spra­chen sie auch den Scharnhorst’schen Ent­wür­fen von 1807 und 1808, die for­der­ten: »§1 Al­le Be­woh­ner des Staa­tes sind ge­bo­re­ne Ver­tei­di­ger des­sel­ben«. Auch bei Boy­en, der sehr gro­ßen Wert auf Bil­dung und Er­zie­hung der Sol­da­ten leg­te, muss­ten sie ei­gent­lich An­klang ge­fun­den ha­ben. Gnei­se­nau und Clau­se­witz dürf­ten sich dem eben­falls nicht ver­wei­gert ha­ben, wenn wir die ver­gan­ge­ne Zeit von 1812 bis 1815 betrachten.

In der Pra­xis der da­ma­li­gen Zeit of­fen­bar­te sich je­doch ei­ne si­gni­fi­kan­te Un­si­cher­heit im Kriegs­mi­nis­te­ri­um, den Um­gang mit jü­di­schen Re­kru­ten be­tref­fend. Wir ver­wie­sen im Zu­sam­men­hang mit der Ver­ei­di­gung jü­di­scher Re­kru­ten be­reits dar­auf. Der trei­ben­de Keil hier war der preu­ßi­sche Kö­nig selbst, der schon im Zu­sam­men­hang mit der Na­mens­ge­bung für die Ju­den zwei­fel­los Druck aus­üb­te (sie­he da­zu Edikt von 1812). In Ber­lin ging man 1819 u. a. un­ver­se­hens ge­gen die Pra­xis ge­mein­sa­mer Schu­len vor.

»(…) Wei­ter ging die preu­ßi­sche Re­gie­rung im Jahr 1819 ge­gen ei­nen Brauch vor, den sie ein Jahr­zehnt zu­vor noch als Mit­tel zur As­si­mi­lie­rung der Ju­den selbst be­grüßt hat­te. Weil es in Ber­lin nicht ge­nug Grund­schu­len gab, konn­ten auch Kin­der von Chris­ten an der jü­di­schen Frei­schu­le in Ber­lin aus­ge­bil­det wer­den. Im Jahr 1819 wur­de dies ver­bo­ten. Die christ­li­chen Kin­der muss­ten die Schu­le so­fort verlassen. (…)«
(Vergl.» Ge­schich­te der Ju­den in Preu­ßen (1750 bis 1820)«, A. A. Bruer, Cam­pus Ver­lag, 1991, S. 340)

Die sich of­fen­ba­ren­de »di­rek­te Um­kehr der Ar­gu­men­ta­ti­ons­wei­se« wur­de selbst von Boy­en ge­dul­det. Bei der The­ma­ti­sie­rung der Ei­des­for­meln für jü­di­sche Re­kru­ten stell­ten wir schon ein­mal die Fra­ge nach Boyen.

»(…) Selbst aus­ge­spro­che­ne Re­form­po­li­ti­ker wie Kriegs­mi­nis­ter Her­mann von Boy­en (1814 – 1819) fan­den an ei­ner sol­chen Wen­dung we­nig aus­zu­set­zen. Die Ju­den­eman­zi­pa­ti­on war auch für sie ei­ne schwer zu be­grei­fen­de Maß­nah­me ge­we­sen, de­ren Frag­wür­dig­keit be­stehen blieb. Auch Boy­en brach­te des­halb Kri­tik ge­gen die Eman­zi­pa­ti­on vor. Al­ler­dings tat er dies ver­söhn­li­cher und we­ni­ger hef­tig als die Re­prä­sen­tan­ten der Reaktion. (…)«
(Vergl.» Ge­schich­te der Ju­den in Preu­ßen (1750 bis 1820)«, A. A. Bruer, Cam­pus Ver­lag, 1991, S. 341)

Ei­ne Viel­zahl von Bei­spie­len von er­neu­ten Dis­kri­mi­nie­run­gen do­ku­men­tie­ren den sich ab­zeich­nen­den, ab­wer­ten­den Um­gang mit den eins­ti­gen jü­di­schen Kampf­ge­fähr­ten. Ju­den wur­de der Ein­tritt in Eli­te­trup­pen wie der Gar­de und den Ka­det­ten­an­stal­ten ver­wehrt. Jü­di­schen Me­di­zin­stu­den­ten, die als Kom­pa­nie-Chir­ur­gen die­nen woll­ten, wur­de die­ser Dienst oft ver­wei­gert. Der Ge­ne­ral­arzt des 1. AK, Dr. Krantz, teil­te mit Schrei­ben vom 8. Ju­ni 1825 dem Be­wer­ber Kosch die Ab­leh­nung des Kö­nigs mit.

»(…) 1825 wies der Kö­nig selbst noch den Stu­den­ten aus Kö­nigs­berg und spä­te­ren Ab­ge­ord­ne­ten Ra­pha­el Ja­cob Kosch zu­rück mit der la­ko­ni­schen Be­grün­dung, daß die An­stel­lung ei­nes Ju­den als Kom­pa­nie-Chir­urg bis­her noch nicht statt­ge­fun­den habe. (…)«
(Vergl. »Ju­den­tum, Staat und Heer in Preu­ßen im frü­hen 19. Jahr­hun­dert«, Hg. H. Fi­scher, J. C. B. Mohr Tü­bin­gen, 1968, S. 119)

Er­staun­lich hier die Aus­nah­me des Haupt­manns der Ar­til­le­rie Me­no Burg, über den wir be­rich­te­ten. Al­les in ei­ner Zeit, wo ein wan­kel­mü­ti­ger Kö­nig den jü­di­schen Ar­til­le­ris­ten Me­no Burg »zäh­ne­knir­schend« be­för­der­te und an­de­rer­seits ei­nen an­de­ren Is­rae­li­ten ab­lehn­te. Kö­nig und Re­gie­rung ge­lan­gen es nicht, die zwei­fel­haf­te Rechts­la­ge zu bereinigen.

»(…) Mit die­ser brü­chi­gen Kon­struk­ti­on aus völ­lig he­te­ro­ge­nen Rechts­ord­nun­gen und -an­schau­un­gen, aus de­nen sich nie­mals ei­ne ein­heit­li­che Po­si­ti­on, son­dern im­mer nur ein wei­te­res, vor­läu­fi­ges Aus­hilfs­mit­tel aus der all­ge­mei­nen Prin­zi­pi­en­lo­sig­keit ge­win­nen ließ, re­gel­te die preu­ßi­sche Re­gie­rung die Be­för­de­rungs­fra­ge eben­so will­kür­lich wie definitiv. (…)«
(Vergl. »Ju­den­tum, Staat und Heer in Preu­ßen im frü­hen 19. Jahr­hun­dert«, Hg. H. Fi­scher, J. C. B. Mohr Tü­bin­gen, 1968, S. 123)

Der Pro­zess der Eman­zi­pa­ti­on kam mit den be­gin­nen­den 1820er Jah­ren des 19. Jhd. prak­tisch zum Still­stand. Mit dem Re­vo­lu­ti­ons­jahr 1848 fla­cker­te die­se dün­ne Flam­me noch ein­mal auf, ver­lösch­te je­doch abermals.

»(…) Erst im Jahr 1869, als der Ho­hen­zol­lern-Staat be­reits den Nord­deut­schen Bund als Vor­stu­fe zum Deut­schen Kai­ser­reich ge­grün­det hat­te, wur­de ein neu­er An­lauf möglich. (…)«
(Vergl.» Ge­schich­te der Ju­den in Preu­ßen (1750 bis 1820)«, A. A. Bruer, Cam­pus Ver­lag, 1991, S. 341)

Auf die im­mer wie­der­keh­ren­de Fra­ge, wie Clau­se­witz die­se Er­schei­nun­gen re­zi­pier­te, ver­su­chen wir er­neut va­ge Ant­wor­ten zu fin­den. Un­se­re drei Re­for­mer von Boy­en, von Gnei­se­nau und Carl von Clau­se­witz leb­ten und dien­ten un­ter die­sen un­kla­ren Be­din­gun­gen. Au­ßer von Boy­en er­fah­ren wir nichts Sub­stan­ti­el­les, das The­ma »Eman­zi­pa­ti­on« be­tref­fend, von dem Dreigestirn.

Gnei­se­nau ist auch noch Jah­re nach 1815 mit sei­nen Geg­nern von der Hof­par­tei be­schäf­tigt. Er klagt über sei­ne Do­ta­ti­on »Som­mer­schen­burg« und ha­dert mit sei­nem Schick­sal. Aber zu kei­ner Zeit ver­liert er die »gro­ße Po­li­tik« aus den Au­gen. Das Pro­blem der Eman­zi­pa­ti­on der Ju­den spielt zu­min­dest in sei­nem Brief­ver­kehr bis in das Jahr 1831 kei­ne Rolle.

Clau­se­witz, nun­mehr 1831 un­ter Gnei­se­nau Ge­ne­ral­stabs­chef der Ob­ser­va­ti­ons­ar­mee an der Ost­gren­ze Preu­ßens, bie­tet durch sei­nen re­gen Brief­ver­kehr mit Feld­mar­schall Gnei­se­nau und sei­ner Gat­tin Ma­rie kaum Ein­bli­cke, un­ser The­ma betreffend.

Bei un­se­rem Carl, der im stän­di­gen freund­schaft­li­chen Ge­dan­ken­aus­tausch mit sei­nem vä­ter­li­chen Freund Gnei­se­nau steht, fin­den wir al­so kei­ner­lei Hin­wei­se auf die Schwie­rig­kei­ten bei der Re­kru­tie­rung jü­di­scher Men­schen für das preu­ßi­sche Heer. Erst im Jahr 1831, als Clau­se­witz wie­der auf »pol­ni­schem« Bo­den weilt, kom­men noch ein­mal Aver­sio­nen ge­gen Land und Leu­te dort zum Vor­schein. Der Be­griff »Ju­de« fällt je­doch nicht, denn der Bo­den ist nun seit 1815 preu­ßisch. Die Pro­vinz Po­sen war der ein­zi­ge Lan­des­teil mit nicht-deut­scher Be­völ­ke­rungs­mehr­heit. Zwei Drit­tel der Men­schen dort spra­chen pol­nisch und wa­ren ka­tho­lisch, das Drit­tel der Deut­schen vor­wie­gend evan­ge­lisch. Der An­teil der Ju­den in der Pro­vinz war im Ver­gleich deut­lich hö­her als im Stamm­land Preußen.
(Vergl. de​wi​ki​.de/​L​e​x​i​k​o​n​/​P​r​o​v​i​n​z​_​P​o​sen)

Pro­vinz Po­sen 1815 bis 1920
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In ei­nem Brief an Ma­rie vom 6. April 1831 schreibt Carl aus Po­sen im Zu­sam­men­hang mit mi­li­tär­po­li­ti­schen Ent­wick­lun­gen an den Gren­zen Preußens:

»(…) Mir wird tau­send­mal bes­ser sein, wenn wir uns erst mit ei­nem der bei­den Geg­ner, sei es Po­lack oder Fran­zos, bei den Oh­ren hätten. (…)«
(Vergl. »Karl und Ma­rie von Clau­se­witz«, Ein Le­bens­bild in Brie­fen und Ta­ge­buch­blät­tern, Hg. K. Lin­ne­bach, Warneck Ber­lin, 1916, S. 427)

Zu Clau­se­witz´ Zei­ten war der Be­griff »Po­lack« mit­nich­ten ab­wer­tend und durch­aus zeit­ge­mäß ge­bräuch­lich, so wie auch der »Fran­zos«. Den »Fran­zos« be­tref­fend müs­sen wir al­ler­dings an die­ser Stel­le auf ei­ne frü­he Schrift Clau­se­witz´ ver­wei­sen. Im Jah­re 1807, im­mer noch un­ter dem Ein­druck der Ka­ta­stro­phe von 1806 und nach­fol­gen­der Ge­fan­gen­schaft un­ter Na­po­lé­on, cha­rak­te­ri­siert er »den Fran­zo­sen«. Der Auf­satz »Die Deut­schen und die Fran­zo­sen« spie­gelt die tem­po­rär deut­lich sicht­ba­re Fran­ko­pho­bie wi­der, mit der Clau­se­witz ent­spre­chend des Zeit­geis­tes al­ler­dings nicht al­lein stand.
(Vergl. »Karl von Clau­se­witz Po­li­ti­sche Schrif­ten und Brie­fe«, Hg. Dr. Hans Roth­fels, Drei Mas­ken Ver­lag, 1921, S. 35 bis 51)

An­ders sieht es je­doch aus, wenn der­sel­be Wo­chen spä­ter sei­ner Gat­tin am 23. Mai 1831 aus Po­sen über ein bür­ger­li­ches Schei­ben­schie­ßen berichtet :

»(…) Was ich bei dem Schei­ben­schie­ßen von der Po­se­ner Bür­ger­welt sah, war eben nicht an­zie­hend; Die Haupt­mas­se war ziem­lich aus der ge­rings­ten Klas­se; das Gan­ze hat­te we­nig Cha­rak­ter, und der Be­griff ei­ner statt­li­chen Bür­ger­schaft fehl­te ganz. Nur ei­ne Mas­se von Bäue­rin­nen aus den deut­schen Dör­fern ha­ben mich durch ih­ren deut­schen Ty­pus, deut­schen An­zug und echt süd­deut­schen Dia­lekt ergötzt. (…)«
(Vergl. »Karl und Ma­rie von Clau­se­witz«, Ein Le­bens­bild in Brie­fen und Ta­ge­buch­blät­tern, Hg. K. Lin­ne­bach, Warneck Ber­lin, 1916, S. 439)

Die­ser Schil­de­rung ent­neh­men wir, dass sich bei Clau­se­witz über die Jah­re hin­weg mög­li­cher­wei­se so et­was wie Stan­des­dün­kel ent­wi­ckelt hat­te. Wir er­ken­nen hier ei­ne zwar nicht aus­ge­spro­che­ne eth­ni­sche Tren­nung der »neu­preu­ßi­schen« Be­völ­ke­rung , aber durch Be­grif­fe wie »Bäue­rin­nen deut­schen Ty­pus« wohl erkennbar.

Hat­te Clau­se­witz nicht er­kannt, dass die neue preu­ßi­sche Pro­vinz Po­sen vor­wie­gend agra­risch war, in der es noch kein ent­wi­ckel­tes Bür­ger­tum gab? Selbst rund ein Jahr­hun­dert spä­ter leb­te und ar­bei­te­te noch drei Vier­tel der Be­völ­ke­rung des­sel­ben Ge­bie­tes auf dem Land. Selbst Städ­ter be­trie­ben klei­ne­re Land­wirt­schaf­ten ne­ben­her. »(Vergl. http://​li​bra​ry​.fes​.de/​b​r​e​s​l​a​u​/​p​d​f​/​a​2​0​7​1​5​/​a​2​0​7​1​5​_​0​8​.​pdf)«

Wir müs­sen hier al­so fest­stel­len, dass der Clau­se­witz des Jah­res 1831 nicht frei von Ten­den­zen der Se­gre­ga­ti­on war. Ob die­se ge­wag­te Fest­stel­lung aber auch auf sei­ne jü­di­schen Mit­bür­ger er­wei­tert wer­den kann, wä­re rei­ne Spe­ku­la­ti­on. Gleich­wohl muss hier dar­auf auf­merk­sam ge­macht wer­den, dass die ge­nann­ten Ten­den­zen auf bei­den Sei­ten der da­ma­li­gen Be­völ­ke­rung im Ver­lau­fe der Zeit zu na­tio­na­lis­ti­schen Be­stre­bun­gen führ­ten, die sich bis hin in das Jahr 1945 letzt­end­lich ver­hee­rend auswirkten.

Wap­pen der Pro­vinz Posen
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Zu­nächst wol­len wir je­doch noch ein­mal in das Jahr 1830 zu­rück­schau­en um ei­ne über­ra­schen­de Ent­wick­lung zu be­trach­ten. In die­sem Jahr er­fuhr Clau­se­witz of­fen­sicht­lich ein schein­bar er­staun­li­ches Wohl­wol­len sei­nes Kö­nigs. Auf sei­ne Bit­te hin um Ver­wen­dung in der Trup­pe, die er am 27.12.1829 schrift­lich an den Mon­ar­chen rich­te­te, er­hielt er am 9.3.1830 fol­gen­de Antwort:

»(…) In Ver­folg Mei­ner Ant­wort vom 7. 1. des Jah­res auf Ihr Ge­such um Über­tra­gung ei­ner Trup­pen­füh­rung ma­che Ich Ih­nen hier­durch be­kannt, daß ich be­schlos­sen ha­be, Sie in der Fol­ge, bei sich da­zu er­ge­ben­der Er­le­di­gung, in der Ar­til­le­rie anzustellen.[…]Ich be­stim­me Sie für die­se Waf­fe vor­zugs­wei­se in der Er­wä­gung, daß die­sel­be Ih­nen bei Ih­rer viel­sei­ti­gen wis­sen­schaft­lich-mi­li­tä­ri­schen Aus­bil­dung und Ih­rer Nei­gung zur be­son­de­ren Tä­tig­keit mehr­fa­che Ver­an­las­sung gibt, für mei­nen Dienst nütz­lich wirk­sam zu sein. (…)«
(Vergl. Pries­dorf, »Sol­da­ti­sches Füh­rer­tum«, Hg. Kurt von Pries­dorf, Han­sea­ti­sche Ver­lags­an­stalt Ham­burg, T. 8, 1429., S. 70)

Al­ler­dings »hum­pel­te« die­se An­stel­lung. Gnei­se­nau teil­te Stein mit, dass der Be­weg­grund wohl war, dass dem Kö­nig »an­de­re Ta­len­te« fehl­ten und es wo­mög­lich Be­schwer­den ge­gen Clau­se­witz gab, sei­ne Dienst­füh­rung an der Kriegs­aka­de­mie be­tref­fend. Dort fand er sich als Di­rek­tor der Schu­le mit Miss­stän­den, die er nicht zu ver­ant­wor­ten hat­te, nicht ab.
(Vergl. Carl von Clau­se­witz Per­sön­lich­keit und Wir­kungs­ge­schich­te sei­nes Wer­kes bis 1918, Hg. U. Mar­we­del, H. Boldt Ver­lag, 1978, S. 56)

Un­ab­hän­gig da­von mach­te sich Clau­se­witz En­de 1830 – zu Pla­nungs­be­ra­tun­gen ge­ru­fen, die mit der Ju­li-Re­vo­lu­ti­on in Frank­reich be­fasst wa­ren – wei­test­ge­hend unentbehrlich.
(Vergl. eben­da, S. 57). Sei­ne Be­ru­fung in ein neu­es Kom­man­do war die lo­gi­sche Fol­ge sei­ner her­vor­ra­gen­den Arbeit

Im Ver­lau­fe sei­nes Auf­ent­hal­tes bei der Ob­ser­va­ti­ons­ar­mee er­füll­te der als Chef des Ge­ne­ral­sta­bes (C. v. C.) zu­ver­läs­sig um­fang­rei­che Ar­bei­ten in der ope­ra­ti­ven Füh­rung der­sel­ben. Durch glück­li­che Um­stän­de wur­de Preu­ßen nicht in die Kämp­fe zwi­schen den Rus­sen und Po­len ver­wi­ckelt und spiel­te die Rol­le des Be­ob­ach­ters. Von er­heb­li­cher Wich­tig­keit war au­ßer­dem die Rea­li­sie­rung des »Cor­don sa­ni­taire«, um ein Über­grei­fen der Cho­le­ra nach Preu­ßen zu ver­hin­dern. Mit bei­den Auf­ga­ben war Clau­se­witz sehr zur Zu­frie­den­heit sei­nes Chefs – Feld­mar­schall Gnei­se­nau – be­fasst. Die­ser schil­der­te des­sen Ar­beit in ei­nem Brief an die Frau von Clausewitz.

»(…) Frei von Nah­rungs­sor­gen, be­we­ge ich mich hier zwi­schen we­nig läs­ti­gen Ge­schäf­ten, Lek­tü­re und Spa­zie­ren­ge­hen; Clau­se­witz mit sei­nem vor­treff­li­chen Ge­schäfts­geist bringt in je­ne die of­fi­zi­el­le Ordnung. (…)«
(Vergl. »Gnei­se­nau Ein Le­ben in Brie­fen«, Hg. Dr. Karl Grie­wank, Koeh­ler & Ame­lang /Leipzig, 1939, S. 389)

Clau­se­witz er­trug of­fen­sicht­lich ge­dul­dig die Pas­si­vi­tät Gnei­sen­aus, die er vor al­lem an­ge­sichts der wach­sen­den Kriegs­ge­fahr in West und Ost nach­weis­lich nicht gut­hieß. Nach Hau­se an sei­ne Ma­rie schrieb er am 28. Mai. 1831:

»(…) Wie we­nig be­frie­di­gen mich al­le mei­ne Ver­hält­nis­se und Pflich­ten! […] im In­ne­ren des Her­zens ist ei­ne gro­ße Ver­stim­mung in mir. (…)«
(Vergl. »Karl und Ma­rie von Clau­se­witz«, Ein Le­bens­bild in Brie­fen und Ta­ge­buch­blät­tern, Hg. K. Lin­ne­bach, Warneck Ber­lin, 1916, S. 441)

Wie­der­um war Clau­se­witz ei­ne ech­te An­er­ken­nung auch in sei­nem letz­ten Kom­man­do von höchs­ter Stel­le ver­sagt. Sie wur­den erst nach dem Ab­le­ben Gnei­sen­aus sicht­bar. Weh­mü­tig und ah­nungs­voll da­her sei­ne Kla­ge vom 28. Ju­li 1831 – auch im Zu­sam­men­hang mit der Cho­le­ra zu se­hen – ge­rich­tet an sei­ne Frau.

»(…) Wenn ich ster­be, teu­re Ma­rie, so ist es in mei­nem Be­ruf. Gräm Dich nicht zu sehr um ein Le­ben, wo­mit nicht viel mehr an­zu­fan­gen war. […] Ich kann nicht sa­gen, mit wel­cher Ge­ring­schät­zung des mensch­li­chen Ur­teils ich aus der Welt gehe. (…)«
(Vergl. eben­da S. 472)

Nicht un­er­wähnt soll je­doch sein, dass der viel­be­schäf­tig­te Ge­ne­ral ne­ben al­len Sor­gen und Ängs­ten Zeit und Mu­ße fand, sich mit in­nen­po­li­ti­schen Pro­ble­men zu be­schäf­ti­gen und sich als Per­son noch ein­mal zu verorten.

In ei­nem Brief an Ma­rie vom 24. März 1831 le­sen wir:

»(…) Sehr viel Ver­gnü­gen hast Du mir mit der Ab­schrift des Schlei­er­mach­schen Auf­sat­zes ge­macht. Er wird ihn beim Kö­ni­ge re­ha­bi­li­tie­ren und ist ei­ne ganz an­de­re Wi­der­le­gung der Ar­ti­kel im M. b. Ch. [Mes­sa­ger des Cham­bres] als der Auf­satz von W. [Wil­li­sen?] und je­der an­de­re, den man ein­rü­cken ließ. Ich ha­be ihn hier rechts und links mit­ge­teilt, wo er mit größ­tem In­ter­es­se ge­le­sen wor­den ist. (…)«
(Vergl. eben­da S. 423 bis 424)

Clau­se­witz kann­te den Theo­lo­gen Fried­rich Da­ni­el Ernst Schlei­er­ma­cher (*1768; †1834) von der »Deut­schen Tisch­ge­sell­schaft« her. Im Rah­men der »Dem­ago­gen­ver­fol­gung« stand auch Schlei­er­ma­cher wie an­de­re Pro­fes­so­ren der Uni­ver­si­tä­ten un­ter Druck. Ein Ber­li­ner Kor­re­spon­dent der fran­zö­si­schen Zei­tung »Mes­sa­ger des Cham­bres« hat­te ihn im Zu­sam­men­hang mit den »Um­trie­ben« auf die »lin­ke Sei­te« ge­setzt. Da­ge­gen hat­te Schlei­er­ma­cher pro­tes­tiert, in­dem er sich ver­wahr­te, we­der ei­ner lin­ken noch ei­ner rech­ten Sei­te anzugehören.
(Vergl. »Chris­ten­tum, Staat, Kul­tur: Ak­ten des Kon­gres­ses der In­ter­na­tio­na­len Schlei­er­ma­cher-Ge­sell­schaft Ber­lin, Hg. Arndt, Barth, Gräb, d. Gruy­ter /Berlin , 2006, S. 377 bis 378)

Si­cher be­frie­dig­te es Clau­se­witz, dass Schlei­er­ma­cher, den er ver­mut­lich schätz­te, da­mit aus dem Fo­kus des Kö­nigs ge­nom­men war. Ob­wohl die Tex­te Schlei­er­ma­chers in der da­ma­li­gen Ge­sell­schaft mit­un­ter kon­tro­vers re­zi­piert wur­den, kön­nen wir uns vor­stel­len, dass Clau­se­witz re­li­giö­se An­sich­ten des Theo­lo­gen, die nicht im­mer vom Kö­nig to­le­riert wur­den, mit­un­ter teil­te. Sei­ne »Glau­bens­leh­re«, er­schie­nen 1821 und 1822, war für die­se Zeit au­ßer­or­dent­lich mo­dern. Der Phi­lo­soph Clau­se­witz hät­te sich ei­ner The­se Schlei­er­ma­chers viel­leicht an­schlie­ßen kön­nen, die da lautete:

»(…) Der Mensch ist sich im­mer ei­ner par­ti­el­len Frei­heit und ei­ner par­ti­el­len Ab­hän­gig­keit in al­lem Den­ken und Han­deln be­wusst, aber ge­ra­de die teil­wei­se Ab­hän­gig­keit in al­lem Be­wusst­sein der Frei­heit führt letzt­lich auf ein Ge­fühl völ­li­ger Abhängigkeit. (…)«
(Vergl. »Fried­rich Schlei­er­ma­cher« Aus En­zy­klo­pä­die der deut­schen Li­te­ra­tur, world​-li​te​ra​tu​re​.org/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​/​F​r​i​e​d​r​i​c​h​_​S​c​h​l​e​i​e​r​m​a​c​her)


Fried­rich Da­ni­el Ernst Schlei­er­ma­cher (*1768; †1834)
Quel­le: For­schung & Lehre

Be­son­ders Schlei­er­ma­chers An­sich­ten über das Stu­di­um wird Clau­se­witz ge­ra­de in sei­ner Zeit als Di­rek­tor der »All­ge­mei­nen Kriegs­schu­le« aus dem Her­zen ge­spro­chen haben.

»(…) Je mehr sich der Geist der Wis­sen­schaft regt, des­to mehr wird sich auch der Geist der Frei­heit re­gen, und sie wer­den sich nur in Op­po­si­ti­on stel­len ge­gen die ih­nen zu­ge­mu­te­te Dienstbarkeit. (…)
(Vergl. »Die Idee der Uni­ver­si­tät – re­vi­si­ted«, Hg. Ri­cken, Kol­ler, Sprin­ger VS, 2014, S. 72 bis 73)

Wir ha­ben nun ver­sucht, Clausewitz´Entwicklung über die Zeit sei­ner ma­te­ri­el­len, so­zia­len und geis­ti­gen Selbst­fin­dung zu ver­fol­gen. Ei­ne ge­rad­li­ni­ge Ver­bin­dung zum ei­gent­li­chen The­ma konn­ten wir nicht her­stel­len. Der Ge­ne­ral war uns da­bei nicht be­hilf­lich. Das hat­te Gründe.

»(…) In­dem sein äu­ße­res Le­ben zu ei­ner ge­wis­sen Ru­he und Gleich­mä­ßig­keit ge­langt, sind auch die wich­tigs­ten in­ne­ren Ent­schei­dun­gen ge­fal­len; […] So schrei­tet Clau­se­witz in die neue Epo­che hin­über, oh­ne die be­wuß­ten Kon­flik­te oder die un­be­wuß­ten Zä­su­ren zu er­fah­ren, […] Die skep­ti­sche Hal­tung, die er in schwe­rem Kampf er­run­gen, be­wahr­ten ihn davor, (…)«
(Vergl. »Carl von Clau­se­witz Po­li­tik und Krieg«, Hg. Hans Roth­fels, Dümm­ler, 1920, S. 192)

Clau­se­witz war ein vor­züg­li­cher Sol­dat, ein ge­nia­ler Mi­li­tär-Phi­lo­soph, ein po­li­ti­scher Den­ker. Ein Po­li­ti­ker – im In­ter­es­se der jü­di­schen Min­der­heit – war er mit­nich­ten, wie wir mei­nen. Da­her sa­gen wir uns »Re­spi­ce post te, ho­mi­nem te es­se memento«.

Als der Feld­mar­schall Gnei­se­nau am 6. März 1831 an Clau­se­witz schrieb, …

»(…) Wir bei­de sind be­stimmt, nach Po­sen zu ge­hen und zwar auf das schleu­nigs­te. Ich ha­be dem G[eneral] Witz­le­ben als Zeit mei­ner Ab­rei­se den 8. d. [über­mor­gen] be­stimmt. Oet­zel und Brandt sol­len mit uns ge­hen. – Der Ih­ri­ge G.
Die Ab­rei­se soll als Ge­heim­nis be­han­delt werden. (…)«
(Vergl. »Gnei­se­nau« Ein Le­ben in Brie­fen, Hg. Dr. Karl Grie­wank, Köh­ler & Ame­lang / Leip­zig, 1939, S. 383)

… konn­te kei­ner von den bei­den Män­nern ah­nen, dass die­ses Kom­man­do ihr letz­tes sein würde.

Die Cho­le­ra, der un­sicht­ba­rer und heim­tü­cki­sche Feind, wur­de ih­nen zum Ver­häng­nis. Am 23. Au­gust 1831 starb Gnei­se­nau, und am 16. No­vem­ber er­lag auch Carl von Clau­se­witz dem »Gal­len­brech­durch­fall«, dem die Preu­ßen, Rus­sen und Po­len zu die­ser Zeit re­la­tiv macht­los aus­ge­setzt wa­ren. Erst 1854 wur­de das Bak­te­ri­um »Vi­brio cho­le­rae« ent­deckt, das die­se ver­hee­ren­de Krank­heit erregte.

Grab­stel­le Ma­rie und Carl von Clau­se­witz in Burg
Quel­le: Autor

Kö­nig F. W. III. schreibt am 22.11.1831 zu Clau­se­witz´ Tod an den Ge­ne­ral Graf Zie­ten, der dem Mon­ar­chen die Mel­dung über des­sen Ab­le­ben er­stat­tet hatte:

»(…) Ih­re Mel­dung von dem plötz­li­chen Ab­le­ben des Ge­ne­ral­ma­jors von Clau­se­witz, In­spek­teur der 2. Ar­til­le­rie­in­spek­ti­on, ist Mir eben­so un­er­war­tet als schmerz­lich ge­we­sen. Die Ar­mee er­lei­det da­durch ei­nen schwer zu er­set­zen­den Ver­lust, der mich sehr betrübt. (…)«
(Vergl. Pries­dorf, »Sol­da­ti­sches Füh­rer­tum«, Hg. Kurt von Pries­dorf, Han­sea­ti­sche Ver­lags­an­stalt Ham­burg, T. 8, 1429, S. 71)

Clau­se­witz wur­de auf dem al­ten Mi­li­tär­fried­hof in Bres­lau bei­gesetzt. Am 19. No­vem­ber 1971 – nach 140 Jah­ren – wur­den die sterb­li­chen Über­res­te Clausewitz´und sei­ner Gat­tin Ma­rie nach de­ren Über­füh­rung auf dem Bur­ger Ost­fried­hof mit ei­nem fei­er­li­chen Staats­akt wie­der der Er­de übergeben.

Die über­aus span­nen­de Ge­schich­te die­ses Er­eig­nis­ses schil­dert Dr. An­drée Tür­pe in »Der ver­nach­läs­sig­te Ge­ne­ral? Das Clau­se­witz-Bild in der DDR«, 2. von Bres­lau nach Burg – die Rück­füh­rung des Ge­ne­rals Carl von Clau­se­witz 1971, S. 117 bis 150.

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Zu den Häup­tern des Gra­bes steht ein Stei­ner­nes Kreuz, das auf den Ar­men die In­schrift trägt:

Hier ruht in Gott Karl Phil­ipp Gott­fried von Clausewitz
kö­nig­li­cher Ge­ne­ral­ma­jor und In­spek­teur der Artillerie
Geb. 1. 06. 1780 – Gest. 16. 11. 1831

Der So­ckel des Kreu­zes trägt die Worte:

»Ama­ra mors amo­rem non separat«

Das Grab selbst be­deckt ei­ne Stein­plat­te mit der Inschrift:

Hier ruht an der Sei­te des vor­an­ge­gan­ge­nen ge­lieb­ten Gemahls
Ma­rie So­phie von Clau­se­witz geb. Grä­fin von Brühl
Geb. in War­schau 3.6.1779 – Gest. in Dres­den 28.1.1836

(Quel­le: Pries­dorf, S.71)

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