Teil XIV

Bru­no Col­son legt dar, dass Clau­se­witz be­reits 1804 Ma­chia­vel­lis »Re­den über Ti­tus Livius´erste De­ka­de« ge­le­sen hatte.

»(…) Er be­wun­der­te die Be­to­nung der Rea­li­tät der Macht durch die­sen, und wahr­schein­lich ent­wi­ckel­te er sei­ne Über­le­gun­gen über die en­gen Ver­bin­dun­gen zwi­schen Krieg und Po­li­tik erst bei sei­ner Lektüre. (…)«
(Vergl. »Clausewitz´Realismus und sein Re­spekt vor dem Geg­ner«, Bur­ger Clau­se­witz­jahr­buch 2020, HG For­schungs­ge­mein­schaft Clau­se­witz Burg, S. 181 bis 183)

Spä­ter, noch vor der un­glück­li­chen Dop­pel­schlacht von Je­na 1806, so Col­son, liest Clau­se­witz dar­auf­hin Gentz´»Frag­men­te aus der neu­es­ten Ge­schich­te des po­li­ti­schen Gleich­ge­wichts in Europa«.

»(…) Von dem wah­ren Be­grif­fe ei­nes po­li­ti­schen Gleich­ge­wichts. Das, was man ge­wöhn­lich po­li­ti­sches Gleich­ge­wicht (ba­lan­ce du pou­voir) nennt, ist die­je­ni­ge Ver­fas­sung ne­ben ein­an­der be­stehen­der und mehr oder we­ni­ger mit ein­an­der ver­bund­ner Staa­ten, ver­mö­ge de­ren kei­ner un­ter ih­nen die Un­ab­hän­gig­keit oder die we­sent­li­chen Rech­te ei­nes an­dern, oh­ne wirk­sa­men Wi­der­stand von ir­gend ei­ner Sei­te, und folg­lich oh­ne Ge­fahr für sich selbst, be­schä­di­gen kann. (…)«
(Vergl. Gentz, Fried­rich, Frag­men­te aus der neus­ten Ge­schich­te des po­li­ti­schen Gleich­ge­wichts in Eu­ro­pa, St. Pe­ters­burg (Leip­zig) 1806 (Fried­rich Gentz, Ge­sam­mel­te Schrif­ten, Hg. von Kro­nen­bit­ter, Gün­ther, Bd. IV, Hil­des­heim 1997), S. 1 bis 9)

Gentz schrieb die »Frag­men­te« nach dem 14. Sep­tem­ber 1805, an­ge­sichts der dro­hen­den Nie­der­la­ge Ös­ter­reichs ge­gen Na­po­lé­on Bonaparte.

»(…) Am 14.September fand end­lich ei­ne gro­ße Ver­söh­nung zwi­schen dem Graf Co­benzl* und mir statt. Ich ent­schloß mich nun, für Ös­ter­reich die Fe­der zu er­grei­fen, und ent­warf den Plan zu ei­nem Wer­ke über das po­li­ti­sche Gleichgewicht. 〈…〉«
(Vergl. Fried­rich von Gentz, Ta­ge­bü­cher, Leip­zig 1873, S. 49)
*Jo­hann Lud­wig Graf von Co­benzl (*1753; †1809) Mi­nis­ter für aus­wär­ti­gen An­ge­le­gen­hei­ten Ös­ter­reichs 1801 bis 1805)

Über den Prin­zen Lou­is Fer­di­nand von Preu­ßen, der bis zum Vor­abend der Dop­pel­schlacht von Je­na und Au­er­stedt 1806 mit Gentz in Ver­bin­dung stand, er­lang­te wo­mög­lich Clau­se­witz Kennt­nis vom Text Gentz´. Wohl letzt­ma­lig traf Genz mit dem Prin­zen un­ter dem 6. Sep­tem­ber 1806 zusammen.
(Vergl. Fried­rich von Gentz, Ta­ge­bü­cher, Leip­zig 1873, S. …)

Lou­is-Fer­di­nand blieb am 10. Ok­to­ber in ei­nem un­glück­lich ge­führ­ten Ge­fecht bei Saal­feld. Clau­se­witz schrieb dar­über am 12. Ok­to­ber 1806 an sei­ne Braut Marie:

»(…) Der Tod des Prin­zen hat fast der gan­zen Ar­mee Trau­er ge­kos­tet; das Ge­fecht selbst ist oh­ne al­le Fol­gen. Über­mor­gen oder in zwei bis drei Ta­gen wird es zur gro­ßen Schlacht kom­men, der die gan­ze Ar­mee entgegensieht. (…)«
(Vergl. »Karl und Ma­rie von Clau­se­witz« Ein Le­bens­bild in Brie­fen und Ta­ge­buch­blät­tern, Karl Lin­ne­bach, Ver­lag Warneck, Ber­lin 1906, S. 67)

Fried­rich Wil­helm der III. be­merk­te zum Tod des Nef­fen Fried­rich des Gro­ßen lakonisch:

»(…) Hat wie ein tol­ler Mensch ge­lebt, ist wie ein tol­ler Mensch ge­stor­ben, die Schar­te nur klein, muß aber aus­ge­wetzt werden. (…)«
(Vergl. Prinz Lou­is Fer­di­nand von Preu­ßen Ge­stalt ei­ner Zei­ten­wen­de, E. Kleß­mann, List Ver­lag, 1972, S. 251)

In sei­ner Zeit nann­te man den Prin­zen auch den »preu­ßi­schen Apoll«. Die­ser Mann, der nicht nur den De­gen füh­ren konn­te, son­dern der Nach­welt vier­zehn Kom­po­si­tio­nen hin­ter­ließ, die Beet­ho­ven be­acht­lich fand und Goe­the hör­te, er­freut sich bis heu­te ei­ner ro­man­ti­schen Ver­eh­rung. Beet­ho­ven wid­me­te dem Prin­zen sein 3. Kla­vier­kon­zert c moll, op. 37, und Fon­ta­ne ihm elf Stro­phen ei­nes sei­ner Ge­dich­te. Hier nur der ers­te Vers:

Prinz Lou­is-Fer­di­nand

Sechs Fuß hoch aufgeschossen,
Ein Kriegs­gott anzuschaun,
Der Lieb­ling der Genossen,
Der Ab­gott schö­ner Fraun,
Blau­äu­gig, blond, verwegen
Und in der jun­gen Hand
Den al­ten Preußendegen –
Prinz Lou­is Ferdinand.
(Vergl. Theo­dor Fon­ta­ne , Aus der Samm­lung Deut­sches. Mär­kisch-Preu­ßi­sches)

Clau­se­witz, of­fen­sicht­lich be­ein­druckt von die­ser Schrift, woll­te die »Gentzschen Frag­men­te« in die Köp­fe der preu­ßi­schen Mi­nis­ter brin­gen, so Col­son wei­ter. Es ist an­zu­neh­men, dass sich »die Frag­men­te« des Preu­ßen Gentz, im Diens­te Ös­ter­reichs, in »Vom Krie­ge« wi­der­spie­geln, wenn Clau­se­witz die Re­sul­ta­te der Be­frei­ungs­krie­ge, nach 1815 be­trach­tend, schreibt:

»(…) Die po­li­ti­schen In­ter­es­sen, An­zie­hun­gen und Ab­sto­ßun­gen hat­ten sich zu ei­nem sehr ver­fei­ner­ten Sys­tem­ten aus­ge­bil­det, so daß kein Ka­no­nen­schuß in Eu­ro­pa ge­sche­hen konn­te, oh­ne daß al­le Ka­bi­net­te ih­ren Teil dar­an hatten. (…)«
(Clau­se­witz »Vom Krie­ge«, Hg. Hal­weg, VIII, Kap 3.B, zi­tiert durch Col­son in Bur­ger Clau­se­witz Jahr­buch 2020, S. 186)

Lou­is Fer­di­nand von Preu­ßen (∗1772; †1806)
Quel­le: Wikipedia

Clau­se­witz be­ob­ach­te­te al­so schon als jun­ger Of­fi­zier die We­ge der eu­ro­päi­schen Po­li­tik, die im­mer auch ihn per­sön­lich be­tra­fen. Zum Zeit­punkt sei­nes Diens­tes in Ko­blenz un­ter Gnei­se­nau wird ihm im­mer mehr be­wusst wer­den, wor­in die Ur­sa­chen der ko­los­sa­len Ver­än­de­run­gen in Eu­ro­pa la­gen. Spä­ter for­mu­liert er in »Vom Kriege«:

»(…) Die un­ge­heu­ren Wir­kun­gen der fran­zö­si­schen Re­vo­lu­ti­on nach au­ßen sind aber of­fen­bar viel we­ni­ger in neu­en Mit­teln und An­sich­ten ih­rer Kriegs­füh­rung als in der ganz ver­än­der­ten Staats- und Ver­wal­tungs­kunst, in dem Cha­rak­ter der Re­gie­rung, in dem Zu­stan­de des Vol­kes usw. zu suchen. (…)«
(Vergl. Clau­se­witz »Vom Krie­ge«, Ver­lag MfNV, Bln. 1957, S. 733)

Mes­ser­scharf er­kann­te Clau­se­witz al­te und neue Feh­ler der Po­li­tik, wo­mög­lich die Wir­kung des Wie­ner Kon­gres­ses be­trach­tend, in­dem er eben da formuliert:

»(…) Man kann al­so sa­gen: Die zwan­zig­jäh­ri­gen Sie­ge der Re­vo­lu­ti­on sind haupt­säch­lich die Fol­ge der feh­ler­haf­ten Po­li­tik der ihr ge­gen­über ste­hen­den Regierungen. (…)«
(Vergl. Clau­se­witz »Vom Krie­ge«, Ver­lag MfNV, Bln. 1957, S. 734)

Wie ein ro­ter Fa­den durch­zie­hen die Fra­gen des Gleich­ge­wichts der Kräf­te Clausewitz´Denken. Wir wer­den dar­auf zu­rück­kom­men, wenn wir sei­ne Sicht auf die re­vo­lu­tio­nä­ren Er­eig­nis­se der Jah­re 1830/31 dar­stel­len werden.

Zu­nächst aber be­ginnt Carl in Ko­blenz mit dem Jahr 1816 an der Ar­beit sei­nes mo­nu­men­ta­len Wer­kes »Vom Krie­ge«, wo­mit er ne­ben sei­nen all­ge­mei­nen Dienst­ob­lie­gen­hei­ten bis zum Jah­re 1830, be­schäf­tigt sein wird. Da­zu Paul Don­ker ***:

»(…) Selbst er­wähnt Clau­se­witz in ei­nem kur­zen Brief an sei­nen gu­ten Freund Graf Carl von der Grö­ben zum ers­ten Mal, dass er an ei­nem Buch ar­bei­tet; die­ser Brief wur­de ver­mut­lich am 17. Mai 1816 aus Ko­blenz ver­sandt. Nach ein paar ein­füh­ren­den Be­mer­kun­gen schreibt er Fol­gen­des: Was die Ar­beit be­trifft, von wel­cher Graf Gnei­se­nau ge­spro­chen, so ken­nen Sie die ers­te Pro­be da­von schon. Ich ha­be im ver­flos­se­nen Win­ter in die­ser Ma­nier den größ­ten Theil der Stra­te­gie be­ar­bei­tet, al­lein das Ma­nu­skript eig­net sich gar nicht zu ei­ner Mit­tei­lung, da es lau­ter ro­he Werk­stü­cke sind, die noch viel­fäl­tig be­ar­bei­tet, auch zum Theil viel­leicht ganz ver­wor­fen wer­den müs­sen. (…)«
(Vergl. Der Pan­zer­gre­na­dier, 21. Jahr­gang, Vol. 41, Is­sue 1/2017, S. 69 bis 79)

***(In­fan­te­rie­of­fi­zier in der kö­nig­li­chen nie­der­län­di­schen Ar­mee und ist der­zeit Do­zent für Mi­li­tär­stra­te­gie an der nie­der­län­di­schen Verteidigungsakademie)

Die nun fol­gen­den zwei Jah­re bis 1818 wa­ren ge­prägt mit Mu­ße, Rou­ti­ne­ar­bei­ten als Chef des Sta­bes so­wie durch ei­ne kur­ze Prä­senz als Kom­man­dant von Aa­chen, um den Kon­gress der Staats­ober­häup­ter und Staats­män­nern Eu­ro­pas vom 30. Sep­tem­ber bis 15. No­vem­ber 1818 si­cher­zu­stel­len. Auch die­sen Auf­trag, den der Kö­nig mit Ka­bi­nett­s­an­ord­nung vom 17. Au­gust 1818 ver­füg­te, er­füll­te Clau­se­witz, der zu­vor am 19. Sep­tem­ber zum Ge­ne­ral­ma­jor avan­cier­te, of­fen­sicht­lich stabs­mäs­sig zur Zu­frie­den­heit sei­nes Mon­ar­chen. Ge­ne­ral Clau­se­witz war nun 38 Jah­re alt. Und »en pas­sant« fand sich Carl seit dem 9. Mai als Di­rek­tor der all­ge­mei­nen Kriegs­schu­le wie­der, wor­über wir hier noch be­rich­ten werden.

Die wei­te­ren Jah­re gin­gen je­doch auch mit der schritt­wei­sen Iso­lie­rung der Re­for­mer ein­her. Den An­fang se­hen wir mit dem Rück­tritt Gnei­sen­aus vom Kom­man­do in Ko­blenz. Die Be­zeich­nung sei­nes Krei­ses in Ko­blenz als »Wal­len­steins La­ger« durch die »Maul­wür­fe« in Ber­lin hat­ten den zu­künf­ti­gen Feld­mar­schall ge­kränkt, wie wir aus ei­nem Brief Gnei­sen­aus an Har­den­berg vom 6. Fe­bru­ar 1821 erfahren:

»(…) Nur we­ni­ge Jah­re sind ver­flos­sen, wo man mich, wäh­rend mei­nes Ge­ne­ral­kom­man­dos am Rhein, für ei­nen Re­vo­lu­ti­ons­mann aus­gab, die Ko­ry­phän des Her­kom­mens aus Haß ge­gen mei­ne Vor­lie­be für die neu­en den Staat wie­der ge­bä­ren­den Ein­rich­tun­gen, die Re­vo­lu­tio­nä­re aus Par­tei­klug­heit. Ich stand al­lein, ver­schmäh­te es, mich zu ver­tei­di­gen und leg­te mei­ne Stel­le nie­der, um zu be­wei­sen, daß mich kei­ne ehr­gei­zi­ge Ab­sicht beherrsche. (…)«
(Vergl. »Gnei­se­nau – Ein Le­ben in Brie­fen«, Hg. Dr. Karl Gri­wank, Koeh­ler & Amelang/Leipzig, 1939, S. 368)

Im glei­chen Brief er­in­nert Gnei­se­nau Har­den­berg auch an Clau­se­witz, dem eben­so Ge­heim­bün­de­lei vor­ge­wor­fen wurde:

»(…) Und ha­ben wir nicht ein Glei­ches an dem Ge­ne­ral Clau­se­witz er­lebt, dem die Di­plo­ma­ten hier den Ra­di­ka­lis­mus auf­ge­halst ha­ben und der nicht ein­mal so­viel Blö­ße zum Ver­dacht ge­ge­ben als ich, in­dem er sich stets von den des Li­be­ra­lis­mus Ver­däch­ti­gen ent­fernt ge­hal­ten, über wel­chen Punkt ich, mei­ner Ge­sin­nung mir be­wußt, acht­lo­ser ge­we­sen bin. (…)«
(Vergl. »Gnei­se­nau – Ein Le­ben in Brie­fen«, Hg. Dr. Karl Gri­wank, Koeh­ler & Amelang/Leipzig, 1939, S. 368)

Boy­en konn­te noch ver­an­las­sen, dass Gnei­se­nau nach sei­nem Ab­schieds­ge­such »in Ur­laub auf un­be­stimm­te Zeit«, aber als ak­ti­ver Ge­ne­ral ge­führt wur­de. Je­doch wur­de auch die­ser Stand Wo­chen spä­ter auf­ge­ho­ben. Das Jahr 1818 sah Gnei­se­nau als Gou­ver­neur der Stadt Ber­lin. 1819 wur­de er für den Pos­ten des Prä­ses der Ober-Mi­li­tär-Ex­ami­na­ti­ons-Kom­mis­si­on ver­pflich­tet. Was wohl mehr als ei­ne Art Aus­hän­ge­schild zu wer­ten war als ein Wunsch, der Kom­mis­si­on In­halt zu ver­lei­hen. Auf den Hel­den von Wav­re und Bel­le-Al­li­ance konn­te der Kö­nig of­fen­sicht­lich nicht verzichten.
(Vergl. »Das Le­ben de Feld­mar­schalls Gra­fen Neid­hardt von Gnei­se­nau« von Hans Del­brück, Bln. 1908, S. 327 bis 329)

Im Streit um die Land­wehr ent­ließ Fried­rich Wil­helm III. Boy­en, nach ihm nahm auch Grol­mann sei­nen Ab­schied. Clau­se­witz an der Kriegs­schu­le oh­ne Ein­fluss auf die Leh­re in der Aus­bil­dung jun­ger Of­fi­zie­re. Scharn­horst sei­nen Wun­den er­le­gen. Al­le Mit­strei­ter der Mi­li­tär­re­form auf Ne­ben­ge­lei­sen be­find­lich, zu­nächst oh­ne nen­nens­wer­ten Ein­fluss auf die wei­te­ren Ge­schi­cke des Staates.

Wie sehr der Ab­gang Gnei­sen­aus, der bis zu­letzt ge­heim blieb – nur Boy­en war ein­ge­weiht – Clau­se­witz ge­trof­fen ha­ben mag, ent­neh­men wir ei­nem Kla­ge­brief Clausewitz´vom 13. Mai 1816 an Gneisenau:

»(…) Wir set­zen uns al­le jetzt wie­der in dem Glau­ben und der Hoff­nung fest, daß Eu­er Ex­cel­lenz un­ter uns zu­rück­keh­ren wer­den. – Sie ha­ben von al­len Sei­ten die Kla­gen und den Kum­mer wi­der­tö­nen hö­ren, wel­che Ihr Ab­tre­ten her­vor­ge­bracht hat, und wür­de noch un­gleich mehr Stim­men der Art ge­hört ha­ben, wenn Ih­re Ab­sicht hier im Lan­de nicht ver­bor­gen ge­blie­ben wäre. (…)«
(Vergl. »Das Le­ben des Feld­mar­schalls Gra­fen Neid­hardt von Gnei­se­nau« von Hans Del­brück, Bln. 1908, S. 323)

Wir se­hen Gnei­se­nau und Clau­se­witz ab dem Jahr 1818 in Ber­lin wie­der ver­ei­nigt. Die­ser Bund zwei­er preu­ßi­scher Of­fi­zie­re, in ge­gen­sei­ti­ger Ach­tung und Freund­schaft ge­lebt, wird wei­te­re 13 Jah­re be­stehen, bis bei­de Män­ner ei­ner heim­tü­cki­schen Krank­heit er­lie­gen, die sie im Diens­te des Kö­nigs ereilt.

Ber­lin um 1820
Quel­le: Ansichtskarten-Lexikon

Die Ber­li­ner Zeit von 1818 bis 1830 ver­lief für Clau­se­witz in re­la­ti­ver Ru­he, ab­seits vom gro­ßen Welt­ge­sche­hen, wie es schien. Es war die Zeit, die Kriegs­er­leb­nis­se zu re­flek­tie­ren und auch die in sei­ner Zeit ge­gen­wär­ti­gen po­li­ti­schen Be­we­gun­gen zu wer­ten und dar­aus zu schluss­fol­gern. In die­ser Fra­ge blieb sich Clau­se­witz un­er­schüt­ter­lich treu trotz al­ler­lei Schwie­rig­kei­ten, die er als Of­fi­zier zu be­wäl­ti­gen hatte.

Die uns zu­gäng­li­chen Quel­len sa­gen über die­se Le­bens­zeit Clau­se­witz re­la­tiv we­nig aus, da Kor­re­spon­den­zen auf Grund der phy­si­schen Nä­he des Ehe­paa­res Clau­se­witz mit­ein­an­der und auch zu Gnei­se­nau, na­tür­li­cher­wei­se über­flüs­sig wa­ren. Bis auf ei­ni­ge Ba­de­rei­sen, auf die Rit­ter Wil­helm von Schramm in sei­nem Buch »Clau­se­witz – Le­ben und Werk«, S. 512 ver­wies, wa­ren vor al­lem die re­gel­mä­ßi­gen Auf­ent­hal­te auf Gut Erd­mans­dorf bei Gnei­se­nau be­deu­tungs­voll in sei­ner re­la­tiv ru­hi­gen Ber­li­ner Ge­schäfts­tä­tig­keit. Da­bei wa­ren die Ber­li­ner Kon­tak­te durch­aus nicht ein­tö­nig, wie man an­neh­men könn­te. Gnei­se­nau sen­det an Ama­lie von Hel­vig (deut­sche Schrift­stel­le­rin , ∗1776; †1831) un­ter dem 3. Ja­nu­ar 1818 fol­gen­de Einladung:

»(…) Gnä­di­ge Frau […] Herr und Frau von Clau­se­witz wer­den mor­gen Abend hier zu­brin­gen. Wir wol­len aber in ganz klei­ner Ge­sell­schaft kurz un­ter uns sein; ich er­lau­be mir dem­nach die An­fra­ge, ob Sie uns die Freu­de ma­chen wol­len eben­falls zu er­schei­nen; dann wür­de ich auch Herrn und Frau Ar­nim zu uns bit­ten, so­wie Ma­dame Lo­rent aus Schwe­den, viel­leicht auch Rauch und Tieck, wenn Sie es ge­neh­mi­gen. Daß auch an den Herrn Ge­ne­ral von Hel­vig die Ein­la­dung ge­rich­tet ist, ver­seht sich. (…)«
(Vergl.»Gneisenau – Ein Le­ben in Brie­fen«, Hg. Dr. Karl Gri­wank, Koeh­ler & Amelang/Leipzig, 1939, S. 355 bis 356)

Ein il­lus­trer Kreis, wenn wir ihn nä­her be­trach­ten und durch­aus we­der zah­len­mä­ßig noch von der Pro­mi­nenz her klein zu wer­ten. Wie müs­sen wir uns die Ge­sprä­che vor­stel­len, die die Ehe­leu­te mit den Gäs­ten Gnei­sen­aus ge­führt ha­ben? Da war die Schrift­stel­le­rin Ama­lie von Hel­vig (∗1776; †1831), die ei­nen der be­deu­tends­ten Ber­li­ner Sa­lons führ­te, die Goe­the und Schil­ler kann­te und von Alex­an­der von Hum­boldt ver­ehrt wur­de. Da­ne­ben die Frau Lo­rent, Gat­tin des Kauf­manns Ro­bert Lo­rent***, Ver­trau­ter Gnei­sen­aus, der für ihn bri­san­te Brie­fe für Har­den­berg be­för­der­te. Rauch, der das Grab­mal für Kö­ni­gin Lui­se und Scharn­horst so­wie ein Denk­mal für Blü­cher schuf. Tieck, der ro­man­ti­sche Dich­ter. Achim von Ar­nim, be­kannt von der Tisch­ge­sell­schaft. Und zu­letzt Ge­ne­ral der Ar­til­le­rie von Hel­vig, aus­ge­wie­se­ner Ken­ner der schwe­di­schen und preu­ßi­schen Artillerie.

*** (Vergl. Brief Gnei­sen­aus an Har­den­berg, Lon­don, den 29. Au­gust 1812 – in »Gnei­se­nau – Ein Le­ben in Brie­fen«, Hg. Dr. Karl Gri­wank, Koeh­ler & Amelang/Leipzig, 1939, S. 191). Und »Das Le­ben des Feld­mar­schalls Gra­fen Neid­hardt von Gnei­se­nau«, Hg. Pertz/Delbrück, Ver­lag Rei­mer, 1865, S. 370)

Wir stel­len uns hier hoch in­tel­lek­tu­el­le und kurz­wei­li­ge Ge­sprä­che vor, die wo­mög­lich auch durch po­li­ti­sche In­hal­te der Zeit ge­prägt wa­ren. Zu die­ser Zu­sam­men­kunft – da­vor und da­nach – könn­ten al­le da­mals wich­ti­gen Fra­gen zur De­bat­te ge­stan­den ha­ben. Vor al­lem si­cher­lich die un­mit­tel­bar mit und nach dem Wie­ner Kon­gress ans Licht ge­tre­te­nen Er­schei­nun­gen. Clau­se­witz wur­de Zeu­ge ei­ner Hun­gers­not in den süd­deut­schen Staa­ten in Fol­ge ei­ner Miss­ern­te in den Jah­ren 1816/17, ver­ur­sacht durch ein »Jahr oh­ne Sommer«.

Das »Wart­burg­fest« der stu­den­ti­schen Bur­schen­schaf­ten sorg­te 1817 für er­heb­li­che Auf­re­gun­gen. Durch den Ge­biets­zu­wachs nach Wien of­fen­bar­ten sich so­zia­le Pro­ble­me, die zu be­ach­ten wa­ren. Die nach wie vor un­ge­klär­te Fra­ge nach dem Sta­tus der jü­di­schen Bür­ger spie­gelt sich 1819 in den »Hepp-Hepp-Kra­wal­len« in vie­len deut­sche Städ­ten wi­der, die zu ge­walt­sa­men Aus­schrei­tun­gen ge­gen Ju­den führ­ten. Die Er­mor­dung des deut­schen Dra­ma­ti­kers und Schrift­stel­lers Au­gust Fried­rich Fer­di­nand von Kot­ze­bue durch den Bur­schen­schaft­ler Karl Lud­wig Sand, die letzt­end­lich die »Karls­ba­der Be­schlüs­se« und die »Dem­ago­gen­ver­fol­gung« zur Fol­ge hat­ten, stell­ten 1819 ei­nen trau­ri­gen Hö­he­punkt dar.

Der Stu­dent Karl Lud­wig Sand er­sticht den Dra­ma­ti­ker Au­gust von Kotzebue
Quel­le: pic­tu­re alliance/Mary Evans Pic­tu­re Library

Ei­ni­gen die­ser Fra­gen wid­me­te sich Clau­se­witz in sei­ner Schrift »Um­trie­be« von 1819 bis 1823. An­de­re wie­der­um fin­den kaum oder nur ge­rin­ge Er­wäh­nung in sei­nem Schrift­tum. Dr. An­dre­as Her­berg-Ro­the be­merk­te zu Clausewitz´Schrift:

»(…) In den „Um­trie­ben“, ei­nem sei­ner po­li­tischs­ten Auf­sät­ze (von 1819) über­haupt, ver­deut­licht Clau­se­witz den grund­le­gen­den Zu­sam­men­hang von Re­vo­lu­ti­on, Bür­ger­krieg und der so­zia­len Ver­fasst­heit ei­ner Gemeinschaft. (…)«
(Vergl. »Staats­krieg und nicht-staat­li­che Krie­ge in Clau­se­witz Vom Krie­ge«, An­dre­as Her­berg-Ro­the, In: Jä­ger, Thomas/Kümmel, Gerhard/Lerch. Ma­ri­ka (Hrsg.), Si­cher­heit und Frei­heit. Au­ßen­po­li­ti­sche, in­nen­po­li­ti­sche und ideen­ge­schicht­li­che Per­spek­ti­ven. Fest­schrift für Wil­fried von Bre­dow zum 60. Ge­burts­tag. Ba­den-Ba­den 2004, pp. 23 bis 38)

Dem Adel und des­sen Rol­le in der da­ma­li­gen Ge­sell­schaft wid­met sich Clau­se­witz sehr aus­führ­lich und stellt deut­lich dar, war­um die­ser Stand ins­be­son­de­re nach der Fran­zö­si­schen Re­vo­lu­ti­on auch in Preu­ßen an Be­deu­tung ver­lo­ren hat­te. Wir er­in­nern hier an die Cau­sa von der Mar­witz, die wir wei­ter oben dar­ge­stellt hat­ten, die da­zu den Ver­gleich zu­lässt. Die Ma­jo­ri­tät in sei­ner Schrift se­hen wir je­doch in der Ein­schät­zung Clau­se­witz´, die Re­sul­ta­te der Be­frei­ungs­krie­ge betreffend:

»(…) der Kampf reich­te bis ins Jahr 1815, schloß aber da­mit, daß Frank­reich in sei­ne al­ten Gren­zen zu­rück­ge­wie­sen, Deutsch­land in den sei­nen wie­der­her­ge­stellt und der Un­ter­drü­cker auf ei­ner Fel­sen­in­sel fest­ge­schmie­det war. […] Auf die­sem Punk­te fan­den die so­ge­nann­ten Um­trie­be das deut­sche Volk, mit de­ren Ent­ste­hung und Na­tur wir uns be­schäf­ti­gen wollen. (…)«
(Vergl. Carl von Clau­se­witz »Po­li­ti­sche Schrif­ten und Brie­fe«, Dr. Hans Roth­fels, Drei Mas­ken Ver­lag, 1922, »Umtriebe«,1819 bis 1823, S. 169)

Nach­fol­gend be­han­delt Clau­se­witz sehr aus­führ­lich die so­zia­le Ver­fasst­heit (sie­he Her­berg-Ro­the) Preu­ßens und der deut­schen Län­der, je­doch un­se­rer An­sicht nach nicht voll­stän­dig. Ob letz­te­res be­ab­sich­tigt oder nicht, wis­sen wir nicht. Mög­li­cher­wei­se kann­te Clau­se­witz schon Goe­thes »Wil­helm Meis­ters Wan­der­jah­re«“, er­schie­nen 1821, und er »se­lek­tier­te« die auf ihn ein­drin­gen­den Informationen?

»(…) Wer sich von nun an nicht auf ei­ne Kunst oder Hand­werk legt, der wird übel dran seyn. Das Wis­sen för­dert nicht mehr bei dem schnel­len Um­trie­be der Welt. Bis man von al­lem No­tiz ge­nom­men hat, ver­liert man sich selbst. (…)«
(Vergl. Goe­the »Wil­helm Meis­ters Wan­der­jah­re« III, aus Ma­ka­rins Archiv)
Was wür­de Clau­se­witz un­ter »Um­trie­be« ver­stan­den ha­ben? In Brock­haus En­cy­klo­pä­die, Aus­ga­be­jahr 1827, le­sen wir:
»All­ge­mei­ne deut­sche Re­al-En­cy­klo­pä­die für ge­bil­de­te Stän­de«, Band 11: »(…) Um­trie­be [Dem­ago­gi­sche] in Deutsch­land. Die­ser Aus­bruch be­zeich­net ein bis­her in der deut­schen Na­ti­on un­er­hör­tes, vor kur­zem aber ei­nem Thei­le der­sel­ben Schuld ge­ge­be­nes , straf­ba­res Be­stre­ben, durch ge­hei­me Ver­bin­dun­gen den Wunsch nach dem Um­stur­ze der be­stehen­den le­gi­ti­men Ver­fas­sung all­ge­mein zu ver­brei­ten und des­sen Aus­füh­rung vorzubereiten. (…)«
(Vergl. All­ge­mei­ne deut­sche Re­al-En­cy­klo­pä­die für die ge­bil­de­ten Stän­de. …, Band 11, Leip­zig-Brock­haus, 1827, S. 472 )

Der Text in der En­zy­klo­pä­die von 1827 be­han­delt das The­ma »Um­trie­be« über 14 Sei­ten in al­ler Aus­führ­lich­keit, die der Clausewitz`schen Be­trach­tun­gen ähn­lich und teil­wei­se de­tail­lier­ter er­scheint. Letz­te­res ist wohl auf das Er­schei­nungs­jahr zu­rück­zu­füh­ren, denn zum Zeit­punkt der Nie­der­le­gung Clausewitz´»Umtriebe« wa­ren die Zu­sam­men­hän­ge und Ab­läu­fe noch nicht um­fas­send auf­ge­ar­bei­tet. Die »Cen­tral-Un­ter­su­chungs­kom­mis­si­on« in Mainz hat­te ei­nen aus­führ­li­chen Be­richt zu­sam­men­ge­stellt und die­sen wohl erst im April 1823 – mehr­fach über­ar­bei­tet – der Bun­des­ver­samm­lung über­ge­ben. Gleich­wohl müs­sen wir sa­gen, dass wir von Clau­se­witz wohl mehr ei­ne phi­lo­so­phi­sche Wer­tung die­ser Er­schei­nun­gen als ei­ne en­zy­klo­pä­di­sche er­war­ten konnten.

In sei­ner Schrift »Um­trie­be« wid­met sich Clau­se­witz sehr aus­führ­lich der aka­de­mi­schen Ju­gend, die in den Be­frei­ungs­krie­gen ei­ne füh­ren­de Rol­le im pa­trio­ti­schen Sin­ne spiel­te. Im An­ge­sicht des Sie­ges über Na­po­le­on wuchs vor al­lem in der Ju­gend der Wunsch nach ei­ner Ein­heit der deut­schen Län­der. Das sah Clau­se­witz üb­ri­gens – zum Zeit­punkt nach 1815 – als »voll­kom­men lä­cher­lich« an.
(Vergl. Carl von Clau­se­witz »Po­li­ti­sche Schrif­ten und Brie­fe«, Dr. Hans Roth­fels, Drei Mas­ken Ver­lag, 1922, »Um­trie­be« (1819 bis 1823), S. 170)

Da­bei hin­ter­lässt der ge­stan­de­ne preu­ßi­sche Of­fi­zier hier den Ein­druck, die In­ten­tio­nen und da­mit auch die Hand­lun­gen die­ser Ju­gend, die nach Ver­fasst­heit des gan­zen Deutsch­lands streb­te, nicht zu bil­li­gen. Clau­se­witz be­trach­te­te das als »Zie­le ei­ner kon­fu­sen Begeisterung«
(Vergl. Carl von Clau­se­witz »Po­li­ti­sche Schrif­ten und Brie­fe«, Dr. Hans Roth­fels, Drei Mas­ken Ver­lag, 1922, »Um­trie­be« (1819 bis 1823), S. 172)

Oh­ne dass es in der Schrift ex­pli­zit dar­ge­legt wur­de, kön­nen wir an­neh­men, dass auch Stein, Arndt und Jahn und an­de­re »Phi­lo­so­phen« in ih­rem Wir­ken ge­meint wa­ren. So hat­ten Stein und Arndt ei­ne ge­mein­sa­me Auf­fas­sung zu den deut­schen Fürs­ten all­ge­mein, die nun nach Wien 1815, wie Stein meinte,

»(…) 36 klei­ne Des­po­ten, wel­che die Na­ti­on ver­u­n­edeln und den Ein­fluß Frank­reichs ver­ewi­gen im Zu­ge der Neu­ord­nung Deutsch­lands so weit wie mög­lich aus­zu­schal­ten (…)« seien.
(Vergl.»Arndt und Stein«, S. Ja­cob, E.-M.-Arndtgesellschaft, 2. Jahr­gang 1993, Son­derbd. 1, S. 56)

Zu­mal Stein auch am Preu­ßen­kö­nig schon frü­her (1807) kein tro­cke­nes Haar ließ:

»(…) nichts ver­moch­te, ihn [den Kö­nig Anm. Au­tor] zu ed­len gro­ßen Ent­schlüs­sen zu brin­gen, nicht die Wich­tig­keit des Zwecks, nicht die Leich­tig­keit, ihn zu er­rei­chen und die Ru­he und Un­ab­hän­gig­keit sei­nes Staa­tes zu si­chern, er blieb taub ge­gen al­les die­ses und ver­sank in sein ge­wohn­tes Nichts. (…)«
(Vergl. Stein an Re­den, 3. 7. 1807, Bot­zen­hart III, S. 232)

Letz­te­res wür­de Clau­se­witz wohl un­ter Um­stän­den ge­teilt, je­doch – trotz al­len Grolls des Kö­nigs ihm ge­gen­über – aber wohl öf­fent­lich nicht ver­tre­ten ha­ben. Viel­mehr be­klagt Clau­se­witz in sei­ner Schrift das Ir­re­lei­ten der Ju­gend und die Fol­ge dessen:

»(…) Zwei Ex­tra­va­gan­zen schlu­gen zu­erst Lärm in Deutsch­land und Eu­ro­pa; das Stu­den­ten­fest auf der Wart­burg 1817 und Kotzebue´s Er­mor­dung 1819. In bei­den sprach sich das näm­li­che Ge­fühl aus – ein lei­den­schaft­li­cher Haß ge­gen die­je­ni­gen, die an­ders dach­ten, die Übel­den­ken­den der Pu­ri­ta­ner zu Cromm­wells Zei­ten, jetzt die Phi­lis­trö­sen ge­nannt. Die­se Herrsch­sucht und Ge­walt­sam­keit kam hier et­was zu früh; […] die deut­sche Ju­gend ver­stand sich auf die­se Din­ge zu we­nig und fiel mit der Tür ins Haus. Nun fin­gen die Re­gie­run­gen an, ge­gen die­se Ju­gend ei­ne feind­se­li­ge Stel­lung ein­zu­neh­men, und es ent­stan­den in­qui­si­to­ri­sche Un­ter­su­chun­gen, bei wel­chen sie auf man­ches Ge­we­be von Bur­schen­schaf­ten und ge­hei­me Ver­bin­dun­gen stießen.(…)«
(Vergl. Carl von Clau­se­witz »Po­li­ti­sche Schrif­ten und Brie­fe«, Dr. Hans Roth­fels, Drei Mas­ken Ver­lag, 1922, »Um­trie­be« (1819 bis 1823), S. 177 bis 178)

Gör­res Schrift »Deutsch­land und die Re­vo­lu­ti­on«, er­schie­nen 1819, er­hält von Clau­se­witz eben­falls kein gu­tes Zeugnis.

»(…) Das Buch soll ei­ne gro­ße An­kla­ge­ak­te der deut­schen Re­gie­run­gen sein, es schwebt aber ewig in all­ge­mei­nen De­kla­ma­tio­nen, Bil­dern, Gleich­nis­sen und Il­lu­sio­nen, Zu­sam­men­stel­lun­gen und was der Red­ne­rei mehr ist. Nur zwei Ge­gen­stän­de sind be­stimmt ge­nannt: der ers­te ist die Nicht­ver­ei­ni­gung Deutsch­lands zu ei­nem neu­en Kai­ser­rei­che, der an­de­re die ste­hen­den Hee­re. Bei­de er­ge­ben von dem ge­sun­den Men­schen­ver­stan­de des Ver­fas­sers kei­nen son­der­li­chen Begriff. (…)«
(Vergl. Carl von Clau­se­witz »Po­li­ti­sche Schrif­ten und Brie­fe«, Dr. Hans Roth­fels, Drei Mas­ken Ver­lag, 1922, »Um­trie­be« (1819 bis 1823), S. 179)

Letzt­end­lich führ­ten al­le die­se Um­trie­be, ge­tra­gen von der Ju­gend in Preu­ßen und in den deut­schen Län­dern, so Clau­se­witz, zum »Karls­ba­der Kon­greß« im Jahr 1818.

»(…) Auf dem Karls­ba­der Kon­greß hat­te ei­ne Be­ra­tung der Re­gie­run­gen dar­über statt­ge­fun­den, und es war be­schlos­sen wor­den, daß man die­sem We­sen auf je­de mög­li­che Wei­se steu­ern wollte. (…)«
(Vergl. Carl von Clau­se­witz »Po­li­ti­sche Schrif­ten und Brie­fe«, Dr. Hans Roth­fels, Drei Mas­ken Ver­lag, 1922, »Um­trie­be« (1819 bis 1823), S. 183)

In die Ge­schich­te ein­ge­gan­gen sind die­se Be­schlüs­se als »Dem­ago­gen­ver­fol­gung«, der ne­ben vie­len an­de­ren auch Arndt und Jahn an­heim­fie­len. Ei­ner da­von war auch der Mag­de­bur­ger Karl Fried­rich Frie­sen, (∗1784; †1814), wie wei­ter oben be­reits er­wähnt, An­hän­ger der Turn­be­we­gung Jahns, Kampf­ge­fähr­te Schills und Adolf Frei­herr von Lüt­zows so­wie Theo­dor Kör­ners, 1814 in Frank­reich ge­fal­len. Auf Grund der nach­wir­ken­den po­li­ti­schen Ver­fol­gun­gen konn­ten die sterb­li­chen Über­res­te Frie­sens erst un­ter dem Nach­fol­ger Kö­nig F. W. III. 1843 in Ber­lin bei­gesetzt werden.

Clau­se­witz er­wähn­te in den »Um­trie­ben«, wie wei­ter oben er­wähnt, dass man im Ver­lau­fe von Un­ter­su­chun­gen der Re­gie­rung »(…) auf man­ches Ge­we­be von Bur­schen­schaf­ten und ge­hei­me Ver­bin­dun­gen(…)« stieß.

Das ge­sell­schaft­li­che Phä­no­men der »Bur­schen­schaf­ten« wol­len wir im Fol­gen­den nä­her be­trach­ten. Dar­an an­schlie­ßend – weil ei­gent­lich ur­säch­lich nicht zu tren­nen – be­trach­ten wir die Pro­ble­ma­tik der Ent­wick­lung des  »mi­li­tä­ri­schen Ei­des«. Bei­de Er­schei­nun­gen spie­geln das ge­samt­ge­sell­schaft­li­che Ver­hält­nis Preu­ßens und der an­de­ren deut­schen Län­dern zum Ju­den­tum im frü­hen 19. Jhd. wider.

Wir se­hen Clau­se­witz hier wohl mehr als Be­ob­ach­ter der Er­eig­nis­se. In­wie­weit sei­ne Stim­me zur Ge­stal­tung des »mi­li­tä­ri­schen Ei­des« ge­braucht oder ge­hört wur­de, kön­nen wir nur er­ah­nen, wer­den aber ver­su­chen, ei­ne Li­nie zu finden.

Fort­set­zung Teil XV

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